Das Thema künstliche Intelligenz mit all seinen Facetten ist sehr ambivalent. Allein die zu Grunde liegende KI-Ethik ist in Ihren Teilbereichen so umfassend, dass es nur von Personen mit breiterem interdisziplinären Bildungssektrum vollständig zu fassen ist. Zu dem Schluss kommt beispielsweise die Unternehmensberatung Deliotte wenn es um die Frage der Etablierung eines KI-Ethikers in Unternehmen geht [1].

Überdies koexistiert gespaltener Lobbyismus: einerseits begeisterte Technokraten, die den Innovationhunger des globalen Wirtschaftssystems stillen müssen um dieses auf ein neues Effizienzlevel zu heben. Andererseits besorgte bürgerliche Vereinigungen, Wissenschaftler und Journalisten, welche unterschiedlichste Sorgen, Ängste und Bedenken von einer unvorbereiteten Gesellschaft zu Tage fördern. Zumeist werden beide Auffassungen polarisierend in den Medien dargelegt.

Nüchterne Betrachtungen und Einschätzungen sind dazwischen für themenfremdes Publikum kaum möglich. Es bedarf schon der Anstrengung einer eigenen Recherche, um die vielen widersprüchlichen Fakten zu hinterfragen. Bei der Unmenge an täglich hinzukommenden Informationen, ist dies schwer zu bewältigen. Auch mir als Sachkundiger offenbaren sich permanent neue Aspekte und Betrachtungen.

Beim Thema KI wird besonders deutlich, was Rüdiger Safranski in „Was kommt, was geht, was bleibt“ treffend beschreibt [2]: Es sind vorwiegend die Meinungen, Urteile, Vorverarbeitungen und Interpretationen Dritter, die unseren persönlichen, subjektivierten Wissensstand über ein Thema prägen. Wissen aus erster Quelle anzueignen und dann selbst nüchtern zu urteilen wäre beim Thema künstliche Intelligenz sicher ratsam. Doch wer hat dafür schon die Muse ?

[1] KI-Ethik | Deloitte Deutschland

[2] „Was kommt. Was geht. Was bleibt.: Kluge Texte über die wichtigsten Fragen unserer Zeit“ ; „Bildung“ – Rüdiger Safranski ; Manuel Herder, Verlag Herder; 2023