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“Was können wir wissen?” Beziehen wir die kantische Frage auf das breite Spektrum der künstlichen Intelligenz, kommen wir schnell zum Schluss, nicht wirklich wissend zu sein. Wir leben in einer »Wissensgesellschaft«, doch wichtiger als in der Informationsflut schwimmen zu können erscheint die Fähigkeit zu erkennen, was man ignorieren kann. Ein Großteil unseres vermeidlichen Wissens ist nicht mehr analytischer, sondern vielmehr synthetischer Natur. Allzu häufig bleiben wir auf Meinungen, Interpretationen und Beurteilungen anderer angewiesen. In Anbetracht abnehmender Substanz wird kritisches Hinterfragen künftig obligatorisch sein. "Der Zweifel ist der Weisheit Anfang" brachte es einst René Descartes auf den Punkt.
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Beim Thema »künstliche Intelligenz« existiert eine besonders ausgeprägte Vielfalt an Beurteilungen. Neben Überschätzung einer limitierten Technologie auf kurze Sicht koexistiert Unterschätzung transformativer Effekte auf lange Sicht. Bei tiefgründigerer Auseinandersetzung offenbart sich, dass der »künstlichen Intelligenz« mit »kritischer Intelligenz« entgegenzutreten ist. Im Resultat einer Reflexion über die scheinbar notwendige Revolution eröffnet sich ein Räsonnement - ein Vernunftschluss - der überzeichnete Aspekte zu balancieren vermag. Schlüssel zur rechten Beleuchtung von Applikation hochmoderner Technik liegen etwa in der Grundfrage antiker Ethik: “Was zeichnet ein gutes Leben aus?”
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Spezifischer befassen sich Personal- und Betriebsräte heute mit der Frage: “Was zeichnet gute Arbeit aus?” Grundlage zur Wahrung individueller Rechte und Fairness sind auch hier ethische Überlegungen zur Gerechtigkeit. Entsprechend geht es auch beim Thema KI vorrangig um komplementäre Teilhabe anstelle unsozialer Substitution. Denn nur ein genuin menschenzentrierter Einsatz von KI bringt uns näher an Bertrand Russels Vision von weniger Arbeit mit mehr Sinn.